Von Christian Wewezow und Christine Pörsel
Eine „Ellenbogen-Mentalität“ ist für Manager heute nicht mehr so entscheidend
Managementqualitäten unterscheiden sich inzwischen gravierend von den Anforderungen, die noch vor wenigen Jahren an Führungskräfte gestellt wurden. Verschiedene Umfragen haben ergeben, dass sich in mancher Hinsicht ein Wandel vollzogen hat. Einerseits stehen immer noch klassische Kompetenzen wie zum Beispiel „Ehrgeiz“, „Durchsetzungsvermögen“ und „Weitsicht“ im Vordergrund. Auch sind immer noch persönliche Werte wie „Integrität“ und „Anstand“ wesentlich für den Erfolg. Andererseits sind inzwischen „Kommunikationsfähigkeit“, Kooperationsfähigkeit“ und „Teamführung“ zum Schlüssel für erfolgreiches Management geworden.
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Durch Kooperation an die Unternehmensspitze
Manager von heute gelangen in Kooperation mit ihrem Umfeld nach oben. Bereits frühzeitig müssen sich Manager mit ihrer eigenen Profilierung in der Öffentlichkeit auseinandersetzen, ohne jedoch dabei ihre Fähigkeiten „überhöht“ darzustellen (vgl. Fischhuber, Stefan, Management: Der Weg an die Unternehmensspitze, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 120 vom 26. Mai 2008, S. 24).
Durch Anpassung an der Spitze bleiben
Viel bedeutender ist es inzwischen, sich dort auch zu bewähren und die eigene Position zu sichern. Dafür müssen sie in der Lage sein, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren und die Unternehmensstrategie unentwegt an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, einschätzen zu können, wo das Unternehmen sich momentan befindet und welche Wege zukünftig zu beschreiten sind.
Auf Mitarbeiter bauen
Nicht unterschätzt werden darf der Umgang mit den eigenen Mitarbeitern im Unternehmen. Qualifizierte Mitarbeiter bieten enormes Potential, um in kürzester Zeit geeignete Lösungen und Strategien zu entwickeln. Sie müssen deshalb motiviert und gefördert werden und mit ihren Qualifikationen langfristig gebunden werden. Führungskräfte müssen in der Lage sein, eine Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens und Respekts aufzubauen und Verantwortung an qualifiziertes Personal zu delegieren. Denn Probleme im Unternehmen lassen sich am Besten lösen, wenn die Mitarbeiter in den Lösungsprozess integriert werden und aus Fehlern lernen können (vgl. Robertson-Kidd, Karen Ann: Top 10 Führungsqualitäten erfolgreicher CIOs, www.zdnet.de/z/itmanager/0,39023861,2136905-1,00.htm, 2. Juli 2003).
Für Manager ist es essentiell, Prioritäten zu setzen. Nur so lassen sich Vorstellungen und neue Ansätze realisieren. Aber auch bei den eigenen Mitarbeitern kann Prioritätensetzung notwendig sein. Ziele, die ausgewählt und kommuniziert wurden, können nur mit fähigen Mitarbeitern erreicht werden. Führungskräfte müssen deshalb auf Personal zurückgreifen können, das verantwortungsbewusst und zielstrebig arbeitet. Andernfalls ist es ihre Aufgabe, sich von unproduktiven Mitarbeitern zu trennen.
Neue Schlüsselqualifikationen für Unternehmenslenker: Krisen- und Finanzkommunikation
Im Vordergrund der neuen Schlüsselqualifikationen steht nun eine professionelle Krisen- und Investor-Relations-Kommunikation. Kommunikation findet nicht nur nach außen statt, sondern auch unternehmensintern. Manager können von ihren Fähigkeiten nur profitieren, wenn sie sie auch in beide Richtungen kommunizieren können. Insbesondere in Krisenzeiten werden Führungskräfte von den Medien angegriffen. Sie müssen deshalb in der Lage sein, mit dem öffentlichen Druck umzugehen, der auf sie ausgeübt wird. Kritische Perioden erfordern den Dialog mit den Marktteilnehmern, also mit Anlegern und Anlageberatern, Finanzanalysten und der Finanzpresse. Um auch öffentlich die Bedeutung von Investor-Relations zu demonstrieren, ist es sinnvoll, diese Unternehmensfunktion beim Vorstand oder der Finanzabteilung anzusiedeln. Hochwertiges Krisenmanagement zeichnet sich durch eine frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit aus.
Ursachen, Maßnahmen und Lösungsansätze sollten bereits im Krisenverlauf thematisiert werden und Verschleierungstaktiken aus Gründen der Image-Schädigung dringend vermieden werden. Auch das Eingestehen eigener Fehler kann positiv bewertet werden. Andernfalls droht der Vertrauensverlust der Marktteilnehmer. Hat ein Unternehmen rechtzeitig Strategien für Krisen erarbeitet, wie zum Beispiel einen Krisenplan, ist eine schnelle Reaktion möglich. Allerdings liegt die Verantwortung für die bisherige und zukünftige Entwicklung eines Unternehmens in den Händen der Spitzenkräfte und des Vorstands. Sie müssen das Vertrauen der Anleger und Investoren sichern bzw. erneut aufbauen (vgl. Peters, Jörg G. H.: Investor Relations in Krisensituationen, in: Handbuch Investor Relations, Wiesbaden 2004, S. 643-653).
Fazit
Manager müssen heutzutage anpassungsfähige Allrounder sein. Ihr Wert wird sowohl nach ihren Qualifikationen als auch nach ihrem Auftreten bemessen. Vorbei sind die Zeiten, als sich Führungskräfte mit den Ellbogen an die Spitze kämpften und – einmal an ihrem Ziel angekommen – dort verblieben und die Unternehmensgeschäfte leiteten. Manager von heute müssen ehrgeizig sein, Durchsetzungsfähigkeit besitzen und Mitarbeiter führen können. Sie müssen aber auch den Anforderungen der Unternehmenskommunikation genügen können. Ihr Fokus zur erfolgreichen Unternehmensführung sollte auf Kundenorientierung, Kostenorientierung, organisatorischer Flexibilität und kontinuierlichen Veränderungsprozessen liegen. Sind Manager fähig, ihre Mitarbeiter als Team anzuleiten und zu motivieren und können sie in Krisenzeiten mit hochwertiger Kommunikation gegenüber den Marktteilnehmern und der Öffentlichkeit punkten, so verfügen sie über die wichtigsten Schlüsselqualifikationen einer Spitzenkraft.