Von Christian Wewezow und Christine Pörsel
Corporate Social Responsibility ist für jedes Unternehmen essentiell. Soviel ist bereits bekannt. Dass sich soziale Verantwortung zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil entwickelt hat, ist jedoch nicht allen Unternehmern bewusst. Insbesondere Familienfreundlichkeit zahlt sich immer mehr aus. Unternehmen müssen sich nicht mehr länger nur auf dem eigenen Markt und im Wettbewerb behaupten, sondern auch immer öfter um qualifiziertes Personal und den akademischen Nachwuchs konkurrieren.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird inzwischen auch für viele kinderlose Arbeitnehmer zu einem wichtigen Faktor bei der Wahl des eigenen Arbeitsplatzes. Manager und Führungskräfte sollten nicht unterschätzen, dass potentielle Bewerber den Wert von Familienfreundlichkeit ähnlich hoch einschätzen wie Gehalt und Aufstiegschancen. Dies gilt vor allem für Akademikerinnen. CSR und insbesondere Familienfreundlichkeit in der Personalpolitik adressieren verschiedene Bereiche der Öffentlichkeit. Neben potentiellen und bestehenden Mitarbeitern, wird das Thema von den Medien und der Politik verfolgt.
Aber Unternehmer sollten nie den Fehler begehen, Corporate Social Responsibility nur als Marketinginstrument einzusetzen, um neben ihren Wettbewerbern bestehen zu können. Wirklichen Erfolg verspricht nur eine nach außen demonstrierte und nach innen gelebte soziale Verantwortung. Schließlich bietet ein Unternehmen seinen Angestellten mit Familienfreundlichkeit nicht nur eine Leistung, sondern profitiert zugleich von den Auswirkungen auf das Arbeitsklima in seinem Unternehmen.
Studien und Befragungen zur Familienfreundlichkeit haben ergeben, dass die Zahl der Krankheitstage bei Arbeitnehmern mit Kindern abnimmt und Mütter nach der Geburt viel häufiger und schneller an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, wenn sie Unterstützung erhalten. Arbeitgeber sparen hohe Kosten für die Überbrückung und die Neueinstellung von Personal. Zudem sind die Angestellten in einem Unternehmen, das sich durch Familienfreundlichkeit auszeichnet, viel motivierter und zufriedener und erbringen eine höhere Arbeitsleistung. Ein weiterer Vorteil ist auch die langfristige Bindung qualifizierter Mitarbeiter an das Unternehmen in Zeiten, in denen sich Fluktuation zunehmend zu einem großen Problem für Arbeitgeber entwickelt hat.
Familienfreundlichkeit in Unternehmen lässt sich auf vielfältige Arten umsetzen. Ein Teil der Maßnahmen kann als arbeitszeitbezogen eingeordnet werden, der andere Teil wird zu den arbeitszeitunterstützenden Angeboten gezählt. Viele Firmen bieten bereits Teilzeitmodelle oder Heimarbeitsplätze an. Weitere Möglichkeiten sind z.B. Arbeitszeitkonten, Elternurlaub oder eine unbezahlte Arbeitsauszeit (Sabbaticals). Größere Betriebe unterhalten inzwischen oftmals eigene Kindergärten oder richten spezielle Beratungsstellen ein.
Neuere Formen dieser CSR orientieren sich nicht nur an den Müttern, sondern berücksichtigen auch männliche Arbeitnehmer, die vermehrt die Möglichkeit der Elternzeit nutzen. An Bedeutung gewinnt inzwischen auch die Vereinbarkeit des Berufs mit der Betreuung pflegebedürftiger Familienangehöriger. Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter mit flexiblen Arbeitszeitmodellen unterstützen und damit eine noch größere Zielgruppe ansprechen.
Wichtig ist aber in jedem Fall die konkrete Umsetzung der Familienfreundlichkeit. Sie sollte fester Bestandteil der Unternehmenskultur sein und im Rahmen einer Strategie implementiert werden. Dabei sollten aber immer die betrieblichen Gegebenheiten und die Bedürfnisse der Angestellten berücksichtigt werden. Regelmäßiger Austausch und Rückmeldungen über die Maßnahmen bilden die Voraussetzung dafür, dass die Arbeitnehmer auch von dem Angebot profitieren können. Dann nämlich erst kann familienfreundliche Personalpolitik als Element sozialer Verantwortung glaubhaft nach außen transportiert werden.
Um Familienfreundlichkeit in die eigene Unternehmenspolitik zu integrieren und zu demonstrieren, gibt es verschiedene Programme und Bündnisse, denen Unternehmen beitreten können und die ihnen Unterstützung bieten, wie zum Beispiel \”Erfolgsfaktor Familie\”, eine Initiative des Bundesfamilienministeriums und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Weitere Informationen:
www.erfolgsfaktor-familie.de